KAV Sanctottensis - Gründung

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Gründung

Erste Ideen zur Gründung einer katholischen Studentenverbindung gab es schon im Jahr 2002 als Daniel Krause und P. Alkuin Schachenmayr OCist gemeinsam mit den damaligen Priesteramtskandidaten und Rudolphiner Seminaristen Philip Tropf und Anselm Kleinelanghorst sich zu diesem Zweck trafen. Doch die Zeit dafür war noch nicht reif. Es sollten noch neun Jahre vergehen, bevor die Idee einer Verbindung an der Hochschule in Heiligenkreuz wieder ausgesprochen wurde. Diesmal hatte das Vorhaben von Anfang an viel Rückenwind, da sich in kürzester Zeit viele begeisterte Mitbegründer finden ließen. Die K.Ö.H.V. Neostadia zu Wiener Neustadt, in der schon einige Zisterziensermönche freundlich Aufnahme gefunden haben, gab dem Projekt den nötigen Elan, um das große Unternehmen zu starten. Nach einigen Vorgesprächen im kleinen Kreis, die auf der Neostaden-Bude im Neukloster stattfanden, wurde über ein Plakat zur konstituierenden Sitzung „Einer verehrlichen Katholischen Römischen Studentenverbindung San Ottensis Heiligenkreuz“ geladen. Diese Sitzung fand im Jagdsaal des Klostergasthofs Heiligenkreuz am 11.03.11 ab 20.00 Uhr statt. 

Teilnehmer an der Sitzung waren:

Aktive Gründer:  P. Vinzenz Kleinelanghorst OCist ṽ Jonas BvBl ChW Nm RSA Sr Ne
  Michael Hintersteininger ṽ Pfeiferl Ne XX1
  Maximilian Rupp ṽ Faust Baj
  Robert Pfisterer ṽ Pythagoras Ne X
  Adrien Croizé ṽ Portos Ne XXX
  Christian Filipp ṽ Pascal Ne
   
Altherrengründer: Dr. Jürgen Scheicher ṽ Lacoste Ne Phil-X
  Wilhelm Foramitti ṽ Idefix Ne Phil-XX2
  Werner Felber ṽ Argus Ne
  P. Paulus Nüss OCist ṽ Fuchs-Fuchs Rup Aa Si
  Josef Augustinus Zemanek ṽ Kasimir Am Ca 
  Günther Wilhelm Hofmann ṽ Germanicus Ne 
   
Gründerfüchse:  David Manthey ṽ Moltke 
  Dirk Laurentius Hahn ṽ Piefke 
  Pius Rüegg ṽ Decimus 
   
spätere Ottonen:  DDr. Michael Gneist ṽ Almdudler Ne Phil-XXX
  Johannes Adensamer ṽ Israel V-B 
  Andreas Guganeder 
   
Außerdem:  Alfred Fischer ṽ Neptun Ne Phil-XX
  Josef Toman ṽ Dr. cer. Quasimodo Ne Phil-XXXX 
  Dir i. R. DI Paul Pfundner? NbW 
  fr. Christian Voithofer OSB 
  Mark Kalisch Cp 
  Herr Florian Martin Tloust 
  Pius Betschart 

 

Am 27. März 2011 wurden auf der ersten Receptionskneipe die Gründerfüchse recipiert. Diese  Einteilung in Gründer und Gründerfüchse wurde in Hinsicht auf den späteren Beitritt zum Cartellverband getroffen. Die Verbindung sollte aus dem Verband gegründet sein. Gründerfüchse wurden die Gründer genannt, die noch keine Cartellbrüder waren und spätestens bis zur Receptionskneipe den Beitrittswillen geäußert haben. Die meisten waren schon auf der konstituierenden Sitzung dabei. Sie waren bis auf Dirk Laurentius Hahn ṽ Piefke und fr. Christian Hahn ṽ Feldmarschall in ihrem letzten Semester und wurden am Gründungscommers, keine zwei Monate später geburscht. Die junge Verbindung sollte schnell auf ihren eigenen Beinen stehen. Es waren, neben den auf der konstituierenden Sitzung anwesenden, noch zusätzlich:

Benedikt Oswald ṽ Ben_o

fr. Johannes Wege OSB ṽ Fritze

fr. Christian Hahn ṽ Feldmarschall

Es waren 25 Anwesende bei der konstituierenden Sitzung, 12 Gründer (davon 9 Neostaden) und 6 Gründerfüchse. Damit war die Rolle der K.Ö.H.V. Neostadia in Wiener Neustadt für die neue Verbindung in Heiligenkreuz klar. Nicht nur, dass die Inititive zur Gründung ganz konkret in der Neostadenbude entstand, auch der weitere Weg sollte von Neostadia besonders personell und finanziell unterstützt werden. Eines war von Anfang an klar. Die Neue Verbindung sollte sich an den Prinzipien des Cartellverbandes orientieren, die wir in einer kurzen und damit unvollständigen Beschreibung grundlegend so verstehen:

Religio – katholisches Bekenntnis

Amicitia – Lebensfreundschaft

Scientia – Streben nach Wissen

Patria – Engagement in der Gemeinschaft und im Staat

Neben der wichtigen Aufgabe des freundschaftlichen Miteinanders unter den verschiedenen Studenten und den Professoren fand die Heiligenkreuzer Studentenverbindung wohl vor allem ihren Schwerpunkt in der religiösen Bildung zu Gunsten des Österreichischen und Deutschen Cartellverbandes. So wie jede andere Berufsgruppe auf ihrem wissenschaftlichen Gebiet dem Verband nützlich ist, stellt eine Theologenverbindung ihr Potential zur Verfügung. Die meisten Studenten der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz kehren nach dem Studium in ihre Heimat zurück, um dort pastorale Aufgaben zu übernehmen. Häufig werden es Orte sein an denen keine katholische Fakultät ist. Doch von Beginn an bahnte sich im Besonderen eine Zusammenarbeit mit anderen katholischen Studentenverbindungen an, die auch an katholischen Fakultäten sind. Gerade daher war die Freude groß, dass schon am Abend der konstituierenden Sitzung zahlreiche Meldungen von Cartellbrüdern in Deutschland und Österreich vorlagen, die dabei sein wollten, gab es doch im Vorfeld eine Aussendung als Information der kommenden Gründung. im Sommersemester 2011 zählten schon Alte Herren der Capitolina Rom, Alcimonia Eichstätt, Guestfalo-Silesia Paderborn, Cheruscia Würzburg, Silesia Bochum, Arminia Freiburg, Rupertia Regensburg und nicht zuletzt der Bajuvaria Wien, Amelungia Wien, Saxo-Bavaria Prag zu Wien und Aargau Wien zu den äußerst willkommenen Bundesbrüdern.

Die konstituierende Sitzung der „K.R.St.V. San Ottensis“ fasste diverse Beschlüsse. Es wurde der Name „Katholische Römische Studentenverbindung Sanctottensis“ festgelegt. Besondere Erwähnung fand dabei, dass der korrekte Gebrauch der lateinischen Sprache für die neue Verbindung identitätsstiftend sein sollte. Der Verbindungsname bezieht sich ganz auf den Seligen Otto von Freising. Er war der Ratgeber seines Vaters des Hl. Leopold (Markgraf Leopold III.) zur Gründung des Stiftes Heiligenkreuz, da er selbst 1132 in die Mutterabtei Morimond eintrat, deren Abt er 1138 wurde. Nur kurze Zeit später wurde er zum Bischof von Freising erwählt.

Otto von Freising wird heute als Seliger bezeichnet, da er, wie damals üblich in einem diözesanen Prozess heilig gesprochen wurde. Zu seinen Lebzeiten und auch noch hundert Jahre danach gab es noch keinen Unterschied in der Heiligsprechung durch den Heiligen Stuhl und der der Bischöfe. Vielmehr befand sich die Kanonisierung der Heiligen grundsätzlich noch an ihrem Beginn. Kirchenrechtliche Festschreibungen entwickelten sich erst im 13. Jahrhundert als verbindlich, sodass sich die von Rom kanonisierten Heiligen als bedeutender darstellten. Demnach entschieden sich die Gründer der heiligenkreuzer Verbindung zum lateinisch korrekten und kirchengeschichtlich annehmbaren Namen: Sanctottensis. Die wörtliche und maßgebende Übersetzung des deutschen: „dem-Seligen-Otto-von-Freising-zugehörig“. Die neue Verbindung fühlte sich also dem Seligen Otto zugehörig. Das darf im Sinne seines Lebens, seiner Abstammung und im gehörigen Maße auch seiner historisch-theologischen Aussagen gesehen werden. Die Reliquien des Seligen Otto, nach dem die Verbindung benannt wurde, befinden sich im Sakramentsaltar der Stiftskirche in Heiligenkreuz. Der Selige Otto von Freising verstarb zwar in seinem Professkloster in Morimond, seine Reliquien wurden jedoch später geborgen und nach Heiligenkreuz verbracht. Folgerichtig handelt es sich bei den Bundesbrüdern der Sanctottensis auch um „Ottonen“, die mit einem Augenzwinkern und vor allem im Sinne des Hl. Paulus im 1. Korintherbrief (1Kor 16,1) wie jeder andere Christ wohl auch als selig bezechnet werden dürfen. Selbstverständlich ist damit nicht gemeint, ein jeder Bundesbruder sei schon zu Lebzeiten zur Ehre der Altäre erhoben! In Anlehnung an das wichtigste Werk unseres Seligen Otto von Freising über die zwei Staaten, gemeint ist der irdische und der „göttliche Staat“, lautet der Wahlspruch: Christus vincit! So wird dieses Hauptwerk und dessen grundlegende Aussage des seligen Otto nicht im Sinne eines Paradieses auf Erden gedeutet, sondern, wie in der katholischen Kirche auch, in seiner eschatologischen Dimension, die das Heilswirken Gottes dennoch in der irdischen Geschichte erkennt. Christus siegt am Ende der Zeiten! Ein Wahlspruch, der auch sehr gut zur Neostadenfamilie passt: K.Ö.H.V. Neostadia -vincit veritas- und K.Ö.St.V. Veritas Baden -stets der Wahrheit treu-.

Erheblich größere Kontroversen löste im Namen jedoch der Titel aus. Die Katholische Römische Studentenverbindung sollte inhaltlich an die Liebe zu unserer Mutter Kirche und den Heiligen Stuhl, als auch an das historische europäische Staatengebilde des Hl. Römischen Reichs anknüpfen. Nicht in seiner ausschließenden und eventuellen hegemonialen Bedeutung, sondern viel mehr als ein Staatengebilde, mit ersten demokratischen und vor allem föderativen Elementen. Gab es doch gerade im Hl. Römischen Reich nahezu keine nationalistischen und kultur- bzw. sprachimperialistischen Bestrebungen. Nicht zuletzt mit dem Blick auf den Seligen Otto von Freising, der wie kaum ein anderer in seiner Person und seiner Familie wegweisend für ein europäisches christlich-katholisches gottgefälliges Staatssystem steht, war er doch der Stiefonkel des späteren Kaisers Friedrich II. Barbarossa. Damit verkörpert er weit über sein Leben hinaus auch unseren Wahlspruch der Einheit in der Vielfalt. 

Eine „europäische“ Verbindung hätte zu wenig Bezug zum Seligen Otto, eine römisch-katholische hätte unierte Komilitonen ausgeschlossen, eine österreichische träge zwar dem Gründungsort Rechnung, nicht aber deren Mitglieder, die aus vielen Ländern nur zum Studium nach Heiligenkreuz kommen. So wurde der Name Katholische Römische Studentenverbindung (K.R.St.V.) -mehrheitlich- Sanctottensis -einhellig- angenommen, nachdem ein Gegenvorschlag die Verbindung nach Heiligenkreuz „Sancrucensis“ zu benennen mit großer Mehrheit abgelehnt worden ist.

Die Farben wurden, einhellig befürwortet, dem Bernhardsband entsprechend rot-silber geschachten auf schwarzem Grund. Um das Band auf dem Habit der Zisterzienser und dem Colarhemd der angehenden Priester sichtbar zu machen sollte die Perkussion weiß sein. Es sind dies die Wappenfarben der Familie des Hl. Bernhard von Clairvaux. Jedenfalls werden sie ihm schon sehr früh zugeschrieben und im Zusammenhang mit Zisterzienserklöstern immer wieder verwendet. Der Orden der Zisterzienser hingegen hat ein anderes Wappen.

Der Zirkel, den wir von Cbr. Mag. Martin Steinwendner, LL.M. ṽ Meinhard S-B in liebevoller Weise präsentiert bekamen vereinigte die Buchstaben v,c und f, sowie S, O und X, P er hat allen sehr gut gefallen, so dass er einstimmig angenommenwurde.

Das Wappen, das sich in seiner Mantelform an das Papstwappen von Benedikt XVI. anlehnt wurde gut angenommen. Im Vorfeld der konstituierenden Sitzung kam jedoch der Wunsch auf, das heutige Niederösterreich auf der (heraldisch) linken Seite mehr zu ehren, indem die Farben Blau und Gold dort aufscheinen. Die Löwen blau darzustellen fand jedoch nur drei Befürworter. Auch der eingeschobene blaue Balken mit einer goldenen Lerche fand keine Mehrheit, so dass das Wappen in der bestehenden Form einhellig angenommen werden konnte. Auch der Adler des Hl. Römischen Reiches mit dem Kreuzreliquiar des Stiftes und der goldenen Weltkugel wurde mehrheitlich angenommen.

 

 

Die Blasonierung des Wappens:

Das Wappenschild ist schwarz, golden ummantelt mit in zwei Reihen Rot und Silber geschachten bandrechten Balken: das Wappen des Hl. Bernhard. Im rechten Feld ist das rote Tatzenkreuz mit naturfarbener Schwurhand: das Wappen des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz. Im linken Feld sind zwei schwarze babenberger Löwen auf Gold: sie sollen auf den Seligen Otto von Freising und seinen Vater den Hl. Leopold III. hinweisen. Das Wappen ist Brustzier des schwarzen Adlers mit roten Waffen des Hl. Römischen Reiches. Der Adler hält in seinem rechten Fang die schwarze Kreuzreliquie im goldenen Reliquiar von Heiligenkreuz und im linken Fang eine goldene Weltkugel. Das Kreuz und die Welt weisen auf das bedeutendste Werk des Seligen Otto von Freising „Chronica sive Historia de duabus civitatibus“ (Die Geschichte der zwei Staaten) hin. Sie sind noch getrennt in den beiden Fängen. Im goldenen Spruchband steht der Wahlspruch „Christus Vincit“ (Christus siegt). Er weist auf den Kreuzessieg unseres Herrn Jesu Christi hin und verbindet damit das Kreuz mit der Welt.

Als Vorbild für den Deckel sollte uns das halbsteife Format der Neostadia dienen, das in schwarzem Samt mit goldener Biese, eingenähtem Bernhardsband und Lederschild angefertigt werden sollte. Für den Flaus in schwarzem Samt mit rot-silbernen Verschnürungen sprach sich auch eine Mehrheit aus. Die Notwendigkeit, in Rücksicht auf die Mönche, Bummler zu tragen wurde zwar äußerst knapp akzeptiert, sollte jedoch in der Folge zu neuen Mischformen führen. Es war mit Abstand das Thema, das die größte Kontroverse auslöste.

Zur Satzung sollte die Neostadensatzung auf Ottonen-Bedürfnisse angepasst werden. Der Österreichische Cartellverband war von Anfang an das Ziel der neuen Verbindung im Wienerwald und somit war es unerlässlich eine Fürsprache in den Gremien des Verbandes zu haben. Um als freie Vereinigung gemäß ÖCV-Satzung sofort in den Verband aufgenommen zu werden, bedurfte es, dass die Sanctottensis aus dem Verband gegründet werden muss. So war es klar, dass wir die K.Ö.H.V. Neostadia um ihre Hilfe bitten wollten. Dazu gab es zwölf Ja-Stimmen von den zwölf anwesenden Cartellbrüdern Neostadiæ. Doch die Hilfe der K.Ö.H.V. Neostadia sollte nicht durch ihre Fürsprache erschöpft sein. Die Neostadentage in Retz rückten näher, auf denen die Causa „Sanctottensis“ erörtert werden sollte. 

 

Als Gründungschargen wurden einstimmig gewählt:

X P. MMag. Vinzenz Kleinelanghorst OCist ṽ Jonas BvBl! ChW! Nm! RSA! Sr! Ne! SO!
XX Univ. Ass. Mag. Michael Hintersteininger ṽ Pfeiferl Ne! XX1 SO!
FM1 cand. theol. Maximilian Rupp ṽ Faust Baj! SO!
FM2  Mag. Christian Filipp ṽ Pascal Ne! SO!
XXX stud. med. Adrien Croizé ṽ Portos Ne! XXX SO!
XXXX I. Robert Pfisterer ṽ Pythagoras Ne! X SO!

Nach einigen kleinen Übereinkünften über den Mitgliedsbeitrag und die zuvor gegebene Zusage des Hwst. H. Abtes Maximilian Heim OCist zur Nutzung des Kellerstüberls als Bude schloss die konstituierende Sitzung der Sanctottensis um 23.03 Uhr, passend zum Datum: 11.03.11 um 11.03 h…

Sieht man die gemeinsame Geschichte der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz mit seinem Priorat Stift Neukloster und seiner Stiftspfarre an, so wird man vielleicht nur wenige Momente finden, in denen das Neukloster innovativ auf das große Stift eingewirkt hat. Einer dieser Momente war nun gekommen.

Die neue Verbindung in Heiligenkreuz hatte also im Sommersemester 2011 den Betrieb aufgenommen.  Damit das möglich wurde, gab es einige Neustädter Studenten, die sich in ihrer Freizeit immer wieder auf den Weg nach Heiligenkreuz machten und machen, um den dortigen Studenten die Struktur und das Leben einer Verbindung näher zu bringen. 

Doch welchen Status hatte die Sanctottensis in diesen Märztagen? In der Freude der Gründung und dem Elan der Gestaltung gab es kaum Gedanken an den rechtlichen Status, schließlich gab es keinen Fahrplan mit dem Titel „Gründung einer Verbindung leicht gemacht“. Anhand von elektronischer Rückmeldung einiger Farben- und Cartellbrüder erreichte uns die Meinung der couleurstudentischen Öffentlichkeit, die in den meisten Fällen sehr positiv ausfiel. Mit zwei Ausnahmen: So erklärte uns eine Mail mit einem zynischen Unterton, wie lächerlich und dumm die Symbolik der Sanctottensis sei und der „…formal eher dem Computerspiel, als der korrekten Heraldik entlehnte Wappenentwurf“ sei „überbestimmt“. Unser Engagement in der Gemeinschaft und im Staat als Ausdeutung des Prinzips Patria wurde dort als Ausgrenzung von polnischen Studenten gewertet. Der Vorschlag zur besseren Annahme war: „Prinzipiell wäre es wahrscheinlich am Gescheitesten, einen Österreichbezug in übernationaler Gesinnung herzustellen, aber ohne konkrete Reichs- oder Europaidee.“ Es gab also einen allgemeinen Diskurs in den die Ottonen und einige spätere Cartellbrüder des österreichische Cartellverband eintraten. Wenn auch die Begegnung mit den meisten Cartellbrüdern sehr erfreulich war, so kann nicht geleugnet werden, dass ein Teil der Diskussion durch Vorurteile und kuriose Reaktionen gezeichnet waren. Die Missstimmung die dabei am Rande entstand hätte durch ehrliche und wohlwollende Gespräche, aber auch durch eine etwas gebremste Kreativität der Gründer vermieden werden können.

Wenige Tage nach der konstituierenden Sitzung durften wir zuerst das Fuchsenband in Empfang nehmen, das uns die Rezeptionskneipe der Gründerfüchse am 27. März 2011 im Neostadenflaus ermöglichte. Die Gründerfüchse hatten also tatsächlich noch vor den Gründerburschen und Gründerphilistern ihr Band. Das Bundeslied existiert zu diesem Zeitpunkt schon in sechs Strophen, die wenig später durch die Otto- und Bernhardsstrophe ergänzt wurde.

Bei den Neostadentagen in Retz sollte sich die rechtliche Lage der Burschen des Seligen Otto entscheiden. Nach einer Besichtigung des größten Weinkellers von Österreich und einer Kreuzkneipe auf der Bude der ansässigen K.Ö.St.V. Rugia Retz ging der 2. April 2011 äußerst fröhlich zuende. Der 3. April war für die ernsthafteren Dinge vorgesehen. Der Cumulativconvent der K.Ö.H.V. Neostadia, deren Philister und Burschen die konstituierende Sitzung zahlenmäßig dominiert haben, wollte das geschlüpfte Küken unter seine Fittiche nehmen. So durften wir nach einer intensiven Sitzung den Schutz unserer Mutterverbindung gewahr werden. Der Cumulativconvent erkannte die gefassten Beschlüsse des 11. März 2011 an und definierte dadurch den Gründungstag der Katholischen Römischen Studentenverbindung Sanctottensis. Neostadia hatte ihre zweite Tochterverbindung gegründet.

Der rechtliche Status war nun klar: eine Gründung aus dem Verband bedeutete die Aufnahme in den Österreichischen Cartellverband als freie Vereinigung und das Recht auf eine Vollmitgliedschaft nach einem Jahr. Im Juni 2011 gab es schon 30 Ottonen. Da waren die Gründer, aber darüber hinaus schon vom ersten Augenblick am 11. März an auch Aktive und Alte Herren von der K.D.St.V. Alcimonia Eichstätt, der K.D.St.V. Cheruscia Würzburg und der K.D.St.V. Guestfalo-Silesia, wenn auch aus der Ferne. 

Doch noch vor dem festgesetzten Gründungscommers schwelte in den Reihen des Verbandes ein durch Gerüchte und Vorurteile genährtes Unbehagen gegenüber der neuen Verbindung. Der Antrag zur Aufnahme als frei Vereinigung sollte nicht angenommen werden, wenn der Titel der Sanctottensis weiterhin „römisch“ enthält -erzählte man sich-. Zwar gab es offiziell keine Weisung, doch wurde in allen Gremien des ÖCV diese Ansicht verbreitet, ohne informelle oder gar argumentative Anfragen an die gewählten Vertreter der Sanctottensis. Schon Anfang April 2011 wurde klar, dass ein Antrag an die Cartellversammlung nicht anerkannt würde. Daher hatte der erste Cumulativconvent am 29. April 2011 hauptsächlich den einen Tagesordnungspunkt zur Umbenennung, der die erst knapp zwei Monate alte Verbindung vor eine existentielle Zerreisprobe hätte stellen können. Doch war diese Causa zwar kontrovers geführt und denkbar knapp entschieden, im Inneren aber stärkte sie das Wir-Gefühl. Die Katholische Akademische Verbindung Sanctottensis hatte ihre Mitte gefunden. Jetzt erst war das gegossene Fundament tragfähig für die Zukunft. Sie fügte dem Wahlspruch des Cartellverbandes: „Im Nötigen die Einheit - Im Zweifel die Freiheit - Über allem die Liebe!“ das „Christus siegt!“ hinzu. Die Antragsfrist war verstrichen…

Der Gründungscommers lag vor uns, der im Bericht Gestalt annimmt:

Das Gründungsfestwochenende war anstrengend, aber schön. Alles hatte ein wenig den Charme des Provisorischen… Aber es war ein würdiges Fest! Den Beginn machte ein kurzer CC, auf dem die Namensänderung in „Katholische Akademische Verbindung“ Sanctottensis beschlossen wurde. Das ändert nichts an unserem Selbstverständnis, aber es gibt uns nicht mehr den Anschein eine „Exklusiv-Verbindung“ zu sein. Das war auch nie unser Anliegen…

Der Gründungscommers zeigte unsere Einmütigkeit. Zu den vier Prinzipien wurden kurze Reden von unseren Bundesbrüdern gehalten. Zur Religio begann P. Paulus Nüss OCist ṽ Fuxfux, dann hörten wir den Ausführungen unseres Aktiven FM2 Mag. Christian Filipp ṽ Pascal gespannt zu. Zur Scientia durften wir den großartigen Gedanken unseres AH MMag. DDr. Dir. Josef Zemanek ṽ Kasimir folgen und in einem vierten Höhepunkt AH MMag. Dr. Manfred Schilder ṽ Romulus liebenswerte Rede zur Amicitia lauschen. Es war ein sehr erhebender Moment in dem der brüderliche und akademische Geist der noch jungen Sanctottensis eindrucksvoll zum Ausdruck kam. Um die Zukunft muss uns nicht bange sein!

Am Samstag traten wir bei der Frühlingssoirée in Wiener Neustadt das erste Mal in der Öffentlichkeit auf. Schwer ist es jedenfalls nicht, mit unserem „Bernhardsband“, das Wappenband des Hl. Bernhard von Clairvaux, aufzufallen… Da heißt es: „Farbe bekennen!“

Höhepunkt sollte aber die Hl. Messe zur Gründung in der Kreuzkirche von Heiligenkreuz sein. P. Bernhard Vošicky OCist zelebrierte für uns den Festgottesdienst, in dem er uns die Worte des Hl. Bernhards, ans Herz legte: „pes vester, spes vestra!“ So wurden die nun „gemüts-“seligen Ottonen nach dem Einzelsegen mit der Kreuzreliquie und dem Bundeslied von der Hl. Messe in die Welt gesandt. Es war auch der Tag, an dem der Hwst. H. Abt vom Stift Heiligenkreuz P. Dr. Maximilian Heim OCist gebeten hat Ottone zu werden. Seine Aufnahme wird im kommenden Semester sein. Auch P. Prof. Bernhard Vošicky OCist wird uns ab dem nächsten Semester ein guter Beistand und Bundesbruder sein. Das Gründungsfest klang dann in einer wunderbaren Stimmung am abendlichen Klostermarkt aus und hinterließ einen beflügelnden Schwung für die Zukunft.

Für die Ottonen war der Himmel golden, doch hatten sich die Wogen der Vorurteile, die Heiligenkreuz latent einen gewissen Ultramontanismus unterstellten noch nicht gelegt. In der Arglosigkeit des Gründungssemesters hatten falsche Gerüchte bei der neuen Verbindung jedoch keinen Platz. Aber diese Einschätzung des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz, seiner Hochschule und der K.A.V. Sanctottensis sollte später noch Auswirkungen haben. So fuhren die Ottonen nach Horn zur CVV, um dort zum ersten Mal auf einem commers des Cartellverbandes zu chargieren, wohl wissend, dass es noch zu keiner Abstimmung über die K.A.V. Sanctottensis kommen konnte. Es war ein schönes Fest, zumal es dabei nur um Repräsentation ging. Die Cartellbrüder interessierten sich sehr und bis in die tiefe Nacht erklärten wir das „Ottonenselbstverständnis“ in der Hoffnung auch Verständnis im Cartell zu finden. Waren unsere Farben und unser Auftreten von anderen Cartellverbindungen verschieden, so waren wir nicht müde unsere Gemeinsamkeiten zu feiern. Eine junge Verbindung im Spannungsfeld zwischen Identitätsfindung und Integration. Gab es auf der einen Seite die katholisch theologische Zukunft der Ottonen, traten ihr auf der anderen Seite die Skepsis und Angst einer rückwärts gewandten Mission, ja, einer modernen Inquisition, entgegen. Hatte man im Cartellverband eine große Ausdrucksfreudigkeit die Lebensfreundschaft in Szene zu setzen, so befürchtete man in Heiligenkreuz die über den Stiftshof rollenden Bierfässer, die die Ruhe des Stiftes störten. Kein leichter Weg auf dem schmalen Grad der Integrität zu wandern, ohne Befindlichkeiten auszulösen. Im ersten Couleursemester gab es noch die Kraft des Neuen, die dem Heiligenkreuzer Bund elektrisierte, doch auch vermochte, den Kurs der Verbindung zu stören. Als die Ottonenchargen dann auf ihrem ersten Cartellcommers beim Auschargieren neben dem üblichen Gruß die Corona segneten wechselte die Alarmanzeige einiger Alter Herren des Cartellverbandes auf Rot. ‚Hatte man nicht schon immer gesagt, dass diese Heiligenkreuzer aus dem finsteren Mittelalter kommen?‘ Es war der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Der Verbandsvorstand wurde alarmiert. Auch wenn ein Aufnahmeantrag frühestens im darauffolgenden Jahr möglich war, war die Stimmung dafür nun sehr getrübt. 

Nach der Rezeptionskneipe für die Gründerfüchse (27. März 2011) fand die Branderungskneipe (14. April 2011) statt auf der bereits das Bernhardsband die Ottonenbrust schmückte. Am 29. April 2011 auf dem Gründungscommers konnten und mussten die Gründerfüchse schon geburscht werden, sollten sie noch als Chargen zur Verfügung stehen. Ausnahmen bildeten Bbr. Christian Hahn ṽ Feldmarschall, der im Noviziat in Geras war und Bbr. fr. Johannes Wege OSB ṽ Fritze, der sich wegen seiner Aufgaben im Kloster zurückzog. Die Maibowlenkneipe am 18. Mai 2011 im Garten des Leopoldinums war ein voller Besuchererfolg, bei dem der spätere erste Philistersenior Prof. DDr. Thomas Stark ṽ Kraftikus Vc das erste Mal an einer Veranstaltung Sanctottensis teilnahm. Zudem feierten mit uns auch einige Theresianen aus Wiener Neustadt und die schon zum Gründungscommers anwesende C.Ö.M.St.V. Pannonia zu Eisenstadt eine Mädchen Studentenverbindung, die annähernd die Prinzipien des Cartellverbands teilt. 

Neue Füchse mussten gekeilt werden, die die Verbindung in die Zukunft führten. Ein Kontakt zu den aktuellen Studenten bestand aber nur über das Stift. So kam die Reception von fr. Konrad Ludwig ṽ Blücher SO gerade recht, doch hatte er sein Noviziat ab 14. August 2011 noch vor sich. Während des Noviziats ist es nicht erlaubt und nicht sinnvoll den Studentenalltag mit zu machen, so dass während des Noviziatsjahres ein „Couleurfreijahr“ geboten ist.

Am 29. Juni 2011 wird die amtliche Zulassung der Sanctottensis von der BH Baden zugestellt. Ein weiterer Cumulativconvent am 7. Juni 2011 wählte unter anderem das neue Chargenkabinett des Wintersemesters 2011/12 und damit des 2. Couleursemsters.